Miriam Buschatz

Gesellschaftsspiele

Urbaner Psycho-Roman
Eine regnerische Stadtansicht mit einem großen, modernen Hochhaus, das in den Wolken verschwindet, während im Vordergrund eine Person in einem dunklen Mantel mit Kapuze vorbeigeht.

„EliTec ist ein seltsamer Ort: ein 30-stöckiger Gigant aus Glas und Stahl, so cutting edge wie die Technologie, die dort entwickelt wird.“

Vernetzt und verloren

Ein Mann mit Brille und Headset sitzt nachdenklich an einem Schreibtisch, beleuchtet von einer Schreibtischlampe, ein Bücherregal im Rücken.

In der Tech-Metropole Seattle erhebt sich der Turm von EliTec, dem Marktführer für Unternehmenssoftware. Hier hat Erik nach abgebrochenem Informatikstudium, Mindestlohnjobs und Depression endlich seinen Platz in der IT-Welt gefunden — im Kundensupport. Dort kämpft er mit sozialen Ängsten und sein technisches Talent geht unter. Seine Kollegen nehmen ihn nicht ernst. Nur Felix, der neue Abteilungsleiter, erkennt sein Potenzial.

Aber hat eine Welt, die von künstlicher Intelligenz revolutioniert wird, noch Platz für Einzelgänger im Support?

Der digitalisierte Mensch

Nach der Internetrevolution kam die Smartphone-Revolution — kommt die KI-Revolution. Computer sind Alltag für jeden von uns, wir nutzen sie für die Arbeit, gestalten mit ihnen unsere Freizeit. Weltweit verbindet Technik die Menschen miteinander: Digital kommunizieren wir in bislang ungekanntem Ausmaß. Gleichzeitig isolieren wir uns voneinander, stehen unter Druck, ständig erreichbar zu sein, und bangen angesichts von Automatisierung um unsere Arbeitsplätze. Daraus entsteht ein Spiel: Das Spielfeld ist unsere Gesellschaft, die Spieler sind wir. Kann ein Computer einen Menschen seine Existenz kosten?

Ein Mann mit Brille blickt nachts hinauf in eine neonbeleuchtete Stadtlandschaft aus hohen Gebäuden und bunten Leuchtreklamen.

Leseprobe

Ich atme durch, aber alles, woran ich denke, ist die Leistungsbeurteilung morgen. Wenn sie nicht wäre, hätte ich heute früh angerufen, um zu sagen, dass ich von zu Hause aus arbeite – ein Kompromiss zwischen mir und HR, damit ich trotz sozialer Angst und Depression bei EliTec bleiben kann. Seit meinem vierunddreißigsten Geburtstag, seit sechs Monaten, bin ich hier. Sechs Monate, das ist die magische Schwelle, die rote Linie: Normalerweise verliere ich egal welchen Job in dieser Frist wieder aus den immergleichen Gründen. Ich brauche zu lange und meine Kollegen beschweren sich, weil sie mein Vermeiden von sozialer Interaktion als Ignoranz und Arroganz missverstehen. Wenn ich dann noch Fehler mache, bin ich raus. Ich bin auch bei EliTec nicht sehr schnell oder gut darin, meine Aufgaben zu bewältigen. Ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn ich auf der Straße lande, dabei war ich in meinem Leben für längere Zeit am Stück arbeitslos als beschäftigt.